Donnerstag, 21. Februar 2008

Hydra, Peloponnes und Herbert

Ein Mittwoch Abend in Athen. Vor wenigen Stunden bin ich von meinem Trip um die Halbinsel Peloponnes zurückgekehrt. Jetzt liege ich müde in meinem Bett und möchte Euch ein wenig an meinen Erinnerungen teilhaben lassen. Jedes Detail werde ich jedoch nicht erwähnen, da es den Rahmen sprengen würde. Die Stichworte die ich mir am Ende eines jeden Tages gemacht habe müssen und werden reichen.... Rolle rückwarts: Montag, 11.02.2008

Regen in Athen. Ich treffe Tereza in Piräus und wir kaufen ein Ticket für das Schnellboot nach Hydra. Es ist eine der letzten Fähren, da das Wetter auf offener See sehr ungemütlich ist und das Risiko für Mensch und Maschine zu groß wird.
Das Schiff verlässt den Hafen und beschleunigt, das Wasser spritzt gegen das Fensterglas. Mir scheint, als wäre der Himmel dem Meer so nahe wie noch nie zuvor. Meine Gedanken driften 2000 Jahre zurück, und ich sehe die alten Schiffe der Griechen. Ihre Segel sind gesetzt, und der Bug schnellt durch die Wellen. Eine Zeitreise, die sich im Laufe des Trips noch wiederholen wird.

Auf Hydra finden wir schnell eine Unterkunft. Wir handeln den Preis runter und freuen uns über ein geräumiges Zimmer mit zwei Betten. Auf der Insel selbst finden wir die Ruhe, die Athen vermissen lässt. Die kleinen LKW's der Insel lassen sich an zwei Händen abzählen. Hier tragen noch Esel und Pferde die Lasten. Tereza und ich durchstöbern den Hafen und trennen uns auf halbem Wege. Ich entdecke einen wunderschönen Küstenweg und sie verschlungene Gassen. In einer Taverne essen wir später einen Salat und gehen heim.

Dienstag, 12.02.2008:
Tereza liegt noch in den Federn, während ich gegen 7h spazieren gehe. Später marschieren wir beide los und lassen uns beide beinahe vom extrem starken Wind wegpusten. Wir gehen über Stock und Stein und passieren insgesamt drei Klöster. Ich genieße das rauhe Wetter und kann der Küste seit etlichen Jahren wieder etwas abgewinnen. Es scheint, als wühlen die Wellen nicht nur das Meer auf. Am Abend zeige ich Tereza meinen gestern entdeckten Weg an der Westseite der Insel. An einem Aussichtspunkt setzen wir uns auf eine Bank und beobachten den Sonnenuntergang. Plötzlich rupft sie an meinem Kopf und zaubert mein erstes graues Haar hervor. Ich fühle mich alles andere als alt und freue mich über diese Entdeckung. Den ganzen Abend (und den ganzen Trip) über sammeln sich verschiedenste Gedanken. Ich schlafe zufrieden ein.

Mittwoch, 13.02.2008:
Eine nicht eingeplante Verlängerung des Hydra-Aufenthaltes (Streik und schlechtes Wetter) beschert uns den schönsten Ausflug auf der Insel. Wir wandern die Küste entlang, steigen Berge hinauf und verlassen den Wanderweg. An der Südwest-Flanke eines Berges entdecken wir eine ganze Armada von verkohlten Olivenbäumen. Irgendwo dazwischen lotst ein Schäfer seine Tiere durch die Asche. Es ist mein erstes Eindruck von der großen Brandkatastrophe im letzten Jahr und ich schieße traurig-schöne Fotos. Auf dem Weg zurück zum Hafen begegnen wir weiteren Schäfern, die einem Griechenland-Katalog entsprungen sein könnten. Reife Männer mit rustikaler Kleidung und einem dicken Vollbart. Sie halten uns für Amerikaner und freuen sich über die paar Brocken Griechisch, die wir ihnen entgegenbringen.
Eine Stunde später kreuzen Pferde unseren Weg. Wir schmuggeln uns an ihnen vorbei und treffen wenig später auf einen Bauernhof. Die Hunde bellen, die Katzen surren und die Pferde schauen uns irritiert an. Um uns herum ist alles still, und nur das Meer rauscht in der Ferne. Es war ein wunderbarer Tag.

Donnerstag, 14.02.2008:
Wir packen die Tasche und gehen zum Hafen, wo gerade eine Warenlieferung stattfindet. Dutzende Esel werden mit verschiedensten Sachen beladen, so z.B. Specksteinen oder IKEA-Paketen. Das Schnellboot „Flying Cat I“ bringt uns in 25 Minuten nach Ermioni, und somit auf das Peloponnes. Dort pickt uns ein österreichisches Paar auf, das in einer Trauerangelegenheit nach Griechenland gekommen ist. Sie bringen uns nach Kranidi, wo uns später Ionnis in seinem LKW mit nimmt. Er erzählt von seiner Arbeit, schießt Fotos von uns (und mit sich) und schenkt uns beiden CD's, bevor er uns an einer Gabelung rauslässt. Ein freundlicher Zeitgenosse. Später nimmt uns eine Kindergärtnerin mit nach Epidauros. Sie hat den Kindern kurz zuvor frei gegeben, weil es ein Erdbeben (6,5 auf der Richterskala) gab. Wir bedanken uns für den „Lift“ und die leckeren Orangen, die sie uns mit gibt.
In Epidauros besuchen wir das unfassbar tolle Theater. Die Akustik ist so ausgefeilt, dass man selbst in den obersten Rängen eine Münze hören kann, welche weit unten in einen kleinen Steinkreis fallen gelassen wird. Ich bin schwer beeindruckt. Später nehmen wir einen Bus nach Nafplio und checken im „Hotel Economou“ ein, welches seinem Namen mehr als gerecht wird. Der Rundgang am Hafen beschert uns einen schönen Sonnenuntergang und mir sehr schöne Fotos. Nicht zuletzt von dem Hund, der uns die ganze Zeit begleitet. Ein ereignisreicher Tag endet.

Freitag, 15.02.2008:
Die dünnen Decken im Economou (der Besitzer heißt „Georges Economou“) lassen uns frieren. Wir brechen früh auf und erklimmen mit unseren großen Rücksäcken die Festung. Dabei müssen wir insgesamt 999 Stufen zurücklegen. Oben werden wir jedoch mit einem famosen Ausblick und einem Einblick in die geschickte venezianische Baukunst belohnt. Die Festung besteht aus insgesamt 8 Forts. Sollte ein Fort eingenommen werden, kann man die anderen noch locker verteidigen und ggf. wieder zurückerobern. Gegen 13h verlassen wir diesen schönen Ort. In Nafplio selbst erfahren wir, dass es im Winter keine Fähren nach Kreta gibt. Nun planen wir, das Peloponnes zu umrunden und brechen in Richtung „Tyrins“ auf. Die Sonne scheint. T-Shirt Wetter. Wir wandern eine Straße entlang, an deren Seiten Orangen- Oliven- und Zitronenbäume in Hülle und Fülle wachsen. Tereza und ich fühlen uns wie im Paradies und pflücken eine Orange nach der anderen. Später nimmt uns ein Albanier in seinem Pick-Up nach Argos mit. Ich schmöker ich meinem Sagenbuch und entdecke die Geschichten von Jason und Danae. Erneut fühle ich mich tausende Jahre zurückversetzt.

Samstag, 16.02.2008:
Wir besuchen die Überreste des alten Schlosses auf dem Berg Larissa und bahnen uns auf dem Rückweg einen Pfad durch Matsch und eine Schafherde. Unser Tramp-Versuch nach Tripoli bleibt erfolglos. Das Wetter ist nicht wieder zu erkennen, und so frieren wir uns beinahe die Daumen ab.
In einer Pita-Bude wärmen wir uns auf. Ein Grieche fragt mich nach meinen Tips für den aktuellen Bundesliga-Spieltag und geht danach vergnügt ins Wettbüro. Nach dem Essen gehen wir in ein Cafe und lernen ein wenig. Sie für ihre letzte Hausarbeit, ich für meine letzte Klausur.
Der Bus nach Tripoli kommt verspätet und muss sich später gegen den Schneefall wehren. In Tripolit rutsche ich weg und lege mich mit dem Rucksack lang. Wir finden trotz des schlechten Wetters noch einen Bus, der uns nach Sparta fährt. Dieser hat allerdings 45 Minuten Verspätung. Die Busstation bietet aber genug Ablenkungsmöglichkeiten. Entweder der Fernsehapparat (Fußball) oder die vergnügten Alten, denen das Spiel selbst gar nicht so wichtig ist. Sie befassen sich lieber mit sich selbst als mit dem Leder. Beinahe undenkbar in Deutschland.
In Sparta checken wir im „Sparta Inn“ ein. Der Weg zur Taverne bietet mir neue Bilder: Schnee auf Palmen und frierende Griechen in langen Mänteln. Plötzlich ist es Winter.

Sonntag, 17.02.2008:
Um 4:15h wache ich kurz auf, weil der Wind ganz laut durch Spartas Gassen wütet. Um halb 8 gehen Tereza und ich in den Frühstücksraum des „Sparta Inn“ und bedienen uns am Büffet, das wir mitbezahlt haben. Um 9h fährt ein Bus nach Mystas, einer alten Stadt an den Hängen des Taygetos. Wir bewundern die Reste eines Schlosses aus dem 13. Jahrhundert und die Fresken der 4 Kirchen auf dem Gelände. Durch die schmalen Gassen wandert ein unsteter Geist, der vom vergangenen Ruhm dieser Stadt erzählt. Wir sind bezaubert und betreten eine schneebedeckte Ruine nach der anderen. Vier Stunden später kehren wir nach Sparta zurück, wo uns mitgeteilt wird, dass aufgrund der Kälte kein Bus mehr fährt. Das Display zeigt 3°C an. Später kommt jedoch ein freundlich Mann auf uns zu und teilt uns mit, dass aufgrund des besseren Wetters nun doch ein Bus nach Githio fährt. Das Display zeigt 4°C an. Auf dem Weg in die Hafenstadt schlafen wir beide ein. Als wir die Augen wieder öffnen, sehen wir den Hafen und das tiefblaue Meer. Wir finden ein günstiges Zimmer und suchen eine Taverne auf. Später geht Tereza zum antiken Theater, während ich am Hafen Fotos von den zum trocknen aufgehangenen Kalamaris und den bunten Fischerbooten mache. Dabei friere ich mir den Arsch ab. Später schalten wir den Fernseher ein und zappen durch die Programme. Überall finden wir Berichte vom verschneiten Athen. Die Schulen und Unis sind geschlossen, und der Verkehr hat seine liebe Mühe mit dem ungewohnten Wetter. Es ist das Thema des Tages in Griechenland. Und auch in Deutschland blieb der Wintereinbruch in Hellas nicht unberücksichtigt.
Ich schlafe mit dem Schwappen der Wellen ein, die gegen die Boote und den Kai preschen. Keine 15 Meter von mir entfernt.

Montag, 18.02.2008:
Ich wache auf, genieße den Blick aus dem Fenster und das sonnige Wetter. Der Himmel ist blau und die Boote liegen nun ruhig im Hafenbecken. Wir nehmen den Bus Richtung Areopolis und besuchen die Tropfsteinhöhle von Diros. Selten hat mich der Besuch eines Naturbauwerks so gefesselt wie dieser.
In einem Boot werden wir ca. 25 Minuten durch ein Labyrinth aus Stalagtiten gelotst. Man hört nur das Eintauchen des Ruders in Wasser und die Tropfen, die sich vom der Decke lösen. Mein Unterkiefer hängt lange lose. Ein Zeugnis meiner Faszination für diesen wunderschönen Ort.
Der Bus bringt uns später nach Areopolis. Dort betreten wir einen weiteren Bus, der uns in ein verschlafenes Nest namens Itilo bringt. Wir warten insgesamt 1 ½ Stunden auf den Anschluss nach Kalamata und ich schieße Fotos von Gänseblümchen, Palmen und Bergen. In einem Hinterhof steht ein alter Peugeot 304, und unzählige Katzen tummeln sich im satten Gras. Der Himmel ist blau und kein Ton stört die Idylle. Höchstens die Stöckelschuhe der Frau, die mit uns auf den Bus wartet.
In Kalamata verpassen wir den Zug um sagenhafte 5 Minuten. Wir essen eine Kleinigkeit und gehen in ein Internet-Cafe, wo ich mich über Tropfsteinhöhlen und die Lage im Kosovo informiere. Der Zug nach Pyrgos kommt um 22:12h. Wir schlafen beide ein und wachen rechtzeitig (0:45h) wieder auf. Pyrgos schläft, und wir müssen uns in ein echtes Hotel einquartieren. Der Preis wird von 94€ auf 55€ gesenkt. Ich lese die Sage von Dädalos und seinem Sohn Ikaros zum Einschlafen.

Dienstag, 19.02.2008:
Um 10:45h erreichen wir unser nächstes Ziel, nämlich das antike „Olympia“. Es fällt mir nicht leicht, diesen wundersamen Ort mit wenigen Zeilen zu beschreiben. Für mich ist es ein fesselnder Gedanke, dass sich hier vor über 2800 Jahren die besten Sportler Griechenlands trafen, um sich in den verschiedensten Disziplinen zu messen. Außerdem bewundere ich die Kunstfertigkeit der alten Griechen, die dem Marmor fabelhafte Menschen- und Götterbilder entlockten. Darüber hinaus die sagenhaften Tempel des Zeus und der Hera, deren Säulen so unfassbar groß waren und die Frage aufwerfen, wie man diese mit einfachsten Mitteln aufstellen konnte. Um Olympia selbst ranken sich sehr viele Sagen. Einer sagt, Zeus habe seinen Vater Chronos hier besiegt und die Herrschaft an sich gerissen. Ein anderer sagt, Pelops (nach dem das Peloponnes benannt ist) habe hier Oinomakos besiegt und ein riesiges Königreich aufgebaut. Geblieben sind unzählige Ruinen und und der Geist eines Ortes, der den Griechen seit Jahrtausenden heilig ist. Jeder, der die Möglichkeit hat Olympia mit eigenen Augen zu sehen, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Aus Zeitmangel verlassen wir Olympia und brechen Richtung Patras auf. Dort finden wir eine lebhafte Stadt im Karnevalsfieber vor. Die Menschen huschen durch die Straßen und begeben sich zum Marktplatz, wo ein bekannter Sänger seine Stücke zum Besten gibt. Tereza und ich finden eine sehr schöne Bar, in welcher es auch tschechisches Bier gibt. Wir beide bestellen uns ein großes Glas „Pilsner Urquell“ und lassen den Trip Revue passieren. Später geht trennen wir uns. Sie geht zurück ins Hotel, während ich mir das Match zwischen Olympiakos und Chelsea ansehe. Danach gehe ich zum Hafen und schaue ein paar Minuten den Wellen beim auf- und ab zu. Um halb 1 gehen auch bei mir die Lichter aus.

Mittwoch, 20.02.2008:
Tereza und ich schlafen aus und verlassen das Hotel um 11h. Wir möchten uns die bekannte Rio-Andirrio Brücke ansehen und lassen uns den Weg von einer Kioskverkäuferin erklären. Eine halbe Stunde später stehen wir vor dem über zwei Kilometer langen Bauwerk, welche das Peloponnes mit dem Festland verbindet. Vier Pylone ragen über 160 Meter aus dem Meer, welches an dieser Stelle über 65 Meter tief ist. Wow.
Wir halten uns dort jedoch nicht lange auf, weil wir um 13:15h einen Bus nach Kalavritta bekommen möchten. Doch der Linienbus verfranst sich im dichten Verkehr, so dass wir wieder zu spät kommen. Daraufhin beschließen Tereza und ich, dass wir uns auf den Heimweg machen. Wir kaufen Bahntickets und kaufen einen Kaffee. Ich gönne mir die aktuelle Ausgabe der „Süddeutschen“ und genieße das Gefühl, unter sonnigem Himmel das Neueste aus Deutschland und der Welt zu erfahren. Der Zug kommt um 14:35h, und gegen 18:00h erreichen wir Athen. So war es.

...

Und nun ist es schon Donnerstag. Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Mittlerweile kann ich meine Tage hier in Athen schon an zwei Händen abzählen. Doch ich bin nicht wehmütig wenn ich an den Abschied in der nächsten Woche denke. Ich habe hier einiges erlebt und bin auch dankbar für diese Erfahrung. In Deutschland erwarten mich jedoch neue Aufgaben und neue Ziele die ich mir gesteckt habe. Und ich kann es, um ehrlich zu sein, auch kaum erwarten endlich los zu legen. Ich habe genug vom Reisen. Die Fremde ermüdet mich und ich möchte nichts sehnlicher als zu Hause ankommen. Meine Wurzeln brauchen Heimaterde um weiter zu wachsen...

Von daher ist auch mein Video der Woche etwas melancholischer und nachdenklicher. Dieses Lied begleitet mich schon seit Jahren, verschwindet manchmal und taucht dann urplötzlich wieder auf. Doch noch nie habe ich mich mit ihm so verbunden gefühlt wie in diesen Tagen. Den Text lege ich mir in den Mund, und ich besinge meine Familie, meine Freunde und meine Stadt. Auf bald!

Benjamin

Freitag, 8. Februar 2008

Meteora, Playboys und Mimosen


Freitag Morgen in Athen. Draußen pfeift ein kalter Wind, der alle paar Sekunden mit voller Wucht gegen meine Balkontür donnert. Der Himmel ist grau-blau und aus den Lautsprechern erklingt die CD des Mönche-Chors von Meteora. Mein Souvenir von diesem wunderschönen Ort...

Tereza und ich bestiegen letztes Wochenende den Zug nach 'Kalambaka', das etwa 350KM nord-westlich von Athen liegt. Nach knapp 5 ½ Stunden Fahrt waren von den in Attika eingestiegenen Personen nur noch wir zwei und die Japaner-Gruppe übrig, die sich die lange Fahrzeit mit Gesellschaftsspielen vertrieb. Als wir dann endlich ankamen, zogen alle sofort ihre dicken Digital-Spiegelreflexkameras aus ihren Taschen. Und sie hatten auch allen Grund dazu, denn vor uns türmten sich anthrazit-graue Felsen auf, die einem einen ganz anderen Eindruck von Griechenland vermitteln. Abseits von all den Tempeln der Antike und den vielen Inseln liegt hier in ein echter Schatz, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Aber alles der Reihe nach.

Tereza und ich wanderten zunächst ziellos durch die Landschaft und ließen uns von den teilweise bizarren Felsgebilden berieseln. Mal sahen wir Totenköpfe, mal den Zahn eines Riesen und mehrmals originalgetreue Nachbildungen einer Vagina. Wie beim Grand Canyon wusch auch hier das Wasser die Steine glatt und gab ihnen ihre unverwechselbare Form und Gestalt. Für mich war es ein echt fesselnder Gedanke, auf dem ursprünglichen Meeresboden zu laufen und die Spuren
zu entdecken, die im Laufe von Millionen Jahren hier entstanden: Cliffs, Muschelbänke, kleine Inseln. Und immer wieder die ovalen Auswaschungen, die dem Felsen vermeintlich das Augenlicht schenken. Wenn man sich die Zeitspanne vorstellt die es brauchte, um dies alles zu machen, dann kommt einem das eigene Leben so kurz vor wie ein Wimpernschlag. Man merkt, wie klein man selbst und alles andere um einen herum ist, und das ist einer der Gründe warum ich Berge (und auch diese Felsen hier) so toll finde.



Nach unserem ersten Rundgang liefen wir in den Nachbarort 'Kastraki', welcher näher an den Klöstern liegt. Wir fanden schnell ein günstiges Zimmer (12,50€ pro Kopf/Nacht), ließen unsere Sachen dort und wanderten bergauf. Über Stock und über Stein, kreuz und quer. Irgendwann entdeckten wir eine Höhle, in welche wir dann teilweise auf allen Vieren hineinkrabbelten. Aber es lohnte sich die großen Felskanten entlang zu klettern, um irgendwann mitten im Bauch dieses Naturbauwerks zum Stehen zu kommen und sich darüber klar zu werden, dass man an diesem Ort ausschließlich von Stein umgeben ist. Man kommt sich fast vor wie ein Embryo im Mutterleib. Zumindest ich hatte das Gefühl. Tereza schüttelte den Kopf.

Auf dem Rückweg kauften wir ein paar Lebensmittel für den kommenden Tag und legten uns früh in die Betten, nicht aber ohne den Fernseher einzuschalten (das erste Mal überhaupt in Griechenland), der an der Wand montiert war. In den Nachrichten wurde über erneute Ausschreitungen der Anarchisten in Athen berichtet. Dabei splittet der Sender den Bildschirm in 4-6 Kästen und setzt in jeden einen Experten zu einem bestimmten Thema, während in der oberen Bildhälfte ein Zusammenschnitt der Ereignisse zu sehen ist. Die Griechen haben wohl kein Problem mit dieser Art Kommunikation, denn es passiert nicht selten, dass der eine den anderen nicht ausreden lässt und ein dritter seinen Gesprächsbeitrag nach langem Warten auch endlich loswerden möchte. Und so streiten sie sich. Zapp! Ein Bericht über die Nachfolge an der Spitze der griechischen Kirche. Zapp! Eine amerikanische Dauerwerbesendung. Zapp! Sport. Zapp! Kalinixta.

Am nächsten Morgen verlassen wir gegen 8.30h das Apartment und machen uns auf den Weg nach Meteora. Die Straße schlängelt sich kilometerlang an den Felsen entlang, die auf uns hinab blicken als warteten sie auf die nächste Generation Dinosaurier.
Nach 1 ½ Stunden erreichen wir das größte Kloster 'Megalo Meteoro', was soviel bedeutet 'Großer, in der Luft schwebender'. Es ist auch das größte Kloster und höchstgelegene bewohnte Kloster in Meteora. Kaum zu glauben, dass es die Menschen geschafft haben, vor über 650 Jahren ein Kloster auf diesem Fleck Erde zu setzen. In 613m Höhe! Unglaublich. Aber die Ägypter haben ja auch schon ähnliches bewerkstelligt. Vor dem Betreten des Klosters weist ein Schild auf die Heiligkeit dieses Ortes hin und bittet um Ehrfurcht vor diesem Felsen. Frauen werden dazu angehalten, sich einen Rock um zu binden (Hosen sind nicht erlaubt).

Da sind wir nun und entdecken das Kloster. Unser Weg führt uns zur alten Kelterei und dem Beinhaus, in welchem die Totenköpfe der ehemaligen Klosterleitung aufgebahrt werden. Man kann diesen Raum nicht betreten, sondern nur ein Fenster in der Tür hinein blicken. Dort sieht ein Regal mit Schädeln und hunderte menschlicher Knochen auf dem Fußboden. Generationen von alten Männern in Kutten starren mich an. Angeblich sollen einige Schädel heilig sein und einen angenehmen Geruch verströmen .Ich wollte mich nicht davon überzeugen.

Im Museum findet man Zeugnisse alter Tage. Zum Beispiel hochoffizielle kirchliche Beschlüsse mit Brief und Siegel, viele hunderte Jahre alt. Oder aber auch Krüge und Kreuze aus Holz (handwerklich sehr raffiniert und präzise), oder aber auch Uniformen aus dem zweiten Weltkrieg. Um diese zu präsentieren, kaufte man sich drei Schaufensterpuppen und stülpte ihnen die Kleidung über. Jede von ihnen bekam einen künstlichen Schnurrbart verpasst. Leider aber auch eine eindeutig weibliche Schaufensterpuppe, die nun bis ans Ende ihrer Tage ein Dasein als griechischer General fristen muss.

In einem anderen Museumsbereich finden sich Bilder von verehrten Heiligen, die unter der Herrschaft des osmanischen Reiches verfolgt wurden und den Feuertod starben. Ihr Leidensweg ist auf großflächigen Bildern verewigt. Besonders gewundert hat mich die Geschichte eines Mönchs, den die Türken einmauern mussten, nachdem sie ihn weder erhängen noch verbrennen konnten.
Von den lebenden Mönchen im Kloster haben wir gar nicht mitbekommen. Selbst die Bediensteten an den Verkaufsschaltern der Souvenir-Läden schienen von außerhalb zu kommen. Das fand ich sehr schade. Beeindruckend hingegen fand ich die Kapelle, welche thematisch und architektonisch in zwei Teile strukturiert war. Im ersten Teil finden sich ausschließlich Abbildungen, die die Verfolgung der Gläubigen durch Ungläubige darstellen. Wilde Szenarien mit viel Blut, abgeschlagenen Köpfen, Monstern und Menschen, denen die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen wird. Im Raum nebenan das genaue Gegenteil: Himmlischer Friede. Die Heiligen reichen sich die Hände, lesen sich aus ihren Werken vor und beten gemeinsam. Keine Spur mehr von der wilden Barbarei im Zimmer nebenan. Mir fallen auch die vielen Oktaeder auf (beim Kronleuchter, beim Stehtisch, bei den Stühlen, den Fresken am Boden und an der Decke), die in der Zahl 8 die Ewigkeit darstellen (dreht man das Symbol „8“ um 90°, so erhält man das mathematische Zeichen für die Unendlichkeit). Somit steht wohl dieser Raum für die Ewigkeit des Himmels, und der andere für das Diesseits und die Qualen auf der Erde. Das wäre zumindest ein Interpretation. Ach Herrn Dziersk, manchmal würde ich Sie gerne herbei-beamen und mir ihre Meinung anhören.
Wir verlassen dieses Kloster und wandern zum nächsten, welches von außen meiner Meinung nach noch imposanter ist als das 'Megalo Meteoro'. Es ist das Kloster 'Verlaam', das auf einem wirklich einsamen Felsen gebaut wurde und den Anschein erweckt, als hätte es das Meer vor all den Jahren mit aus dem Stein geschürft. Es ist wirklich „eins“ mit dem Felsen. So etwas muss man gesehen haben.

Das Innenleben ist jedoch nicht so umfangreich wie das im vorherigen Kloster, und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit beschließen Tereza und ich den Heimweg anzutreten. Am Abend setzen wir uns in eine Taverne, essen Salat und trinken Bier, während neben uns die Lokalmatadore ihre Rosenkränze schwingen und sich Oliven in die Backen stopfen. Wir sind müde, gehen heim, schauen Harry Potter und schlafen ein. Am nächsten Morgen bummelt uns der Zug nach Athen. In Griechenland gibt es wohl noch das „Ein-Gleis-System“, und somit muss unser Zug einige Male anhalten, um den tollen IC-Zug vorbei zu lassen.

Egal, wir sind wir zurück, und ich freue mich auf meine neue Mitbewohnerin, die Anfang nächsten Monats mein Zimmer übernehmen wird. Sie heißt Marlen, kommt aus Berlin und studiert auch Germanistik. Interessanterweise kocht sie auch vegetarisch. Und obwohl ich jetzt schon fast eine Woche wieder zurück bin aus Meteora, habe ich bisher noch keine Gelegenheit gehabt sie näher kennen zu lernen. Den Rest der Woche verbrachte ich nämlich vor meinen Unterlagen und mit dem Anfertigen meiner zweiten Hausarbeit, die seit gestern Nacht endlich im Kasten ist. Vielleicht komme ich am Wochenende dazu, mich mal mit meiner Nachfolgerin zu unterhalten.

Jetzt vollziehe ich einen Themenwechsel, der sich gewaschen hat: Louis und ich haben „unsere“ Toilette gehörig aufgemotzt. Das kleine, graue und miefige Stück Raum neben dem großen und strahlenden Badezimmer wurde zu einem reinen „Männer-Klo“ umgewandelt. Wie das? Ich habe die russische Fassung des Playboys gekauft, wohingegen Louis sich ein Prollo-Automagazin mit getuneten Mittelklasse-Wagen geholt hat. Das beste der beiden Hefte haben wir ausgeschnitten und in unser Klo geklebt. Wenn man sich jetzt auf die Toilette setzt, schaut einem das Pin-Up Girl des Monats kess in die Augen. Wendet man sich nach links, sieht man den neuen Ferrari, schaut man nach rechts, den neuen Mercedes. Jetzt fehlen nur noch Sport-Poster, z.B. ein Mannschaftsbild von Manchester United. Das wäre toll.
Die Mädels in unserer WG finden die Idee gut und haben bereits angekündigt, „ihre“ Toilette auch verschönern zu wollen. Hoffentlich machen sie das auch, denn Sissi hat Louis und mich schon aufgefordert, die Bilder zu entfernen. Ihrer Meinung nach ist diese Toilette ein Raum für alle.
Da sich aber keiner darüber beschwert und sie selbst nicht bei uns kacken geht, kann sie Louis und mich einfach mal am Arsch lecken. Wenn sie die Bilder unbedingt weg haben möchte, dann soll sie sich selber bemühen. Aber bitte vorsichtig, denn die Magazine waren teuer und wir würden die Bilder „gerne“ bei uns im Zimmer aufhängen. Dies hat sie uns ausdrücklich erlaubt. Thank you, Sissi. Es war uns schon klar, dass sie auf unsere Macho-Attacke schlecht zu sprechen sein wird, aber das sie wirklich so kleinkariert ist hat keiner von uns gedacht. Wie dem auch sei: Die Bilder bleiben dort wo sie sind. Basta!

Nächste Woche beginnt der große Trip mit Tereza. Dafür werde ich mir noch einige Infos besorgen und so langsam aber sicher die Tasche packen. Ich freue mich auf die letzten Tage mit ihr und die Tatsache, noch etwas mehr von Griechenland zu sehen. Schon auf dem Weg nach Meteora zeigten sich Landstriche, die so sehr anders waren als Athen: Weite Felder, satte grüne Wiesen mit Kühen und Ziegen, Berge mit Schnee. Nach der letzten Woche vor meinem Laptop bin ich wirklich froh, mal wieder heraus zu kommen aus der Stadt. Sie raubt mir schon wieder Kraft und nährt meine Vorfreude auf die Rückkehr in knapp 3 Wochen. Ich ertappe mich, wie ich durch die Straßen laufe und mich frage, ob ich nicht irgendetwas übersehen habe, was mich später in Deutschland ärgern wird. Die Antwort werde ich sicherlich erst dort bekommen, und daher werde ich mich am Wochenende wohl nochmal in die große Stadt begeben und Orte besuchen, die mir empfohlen wurden und die ich bisher noch nicht besucht habe. Gazy und Keramikos zum Beispiel.

Das Gro meiner Uni-Leistungen ist absolviert. Nach dem Trip folgen noch zwei Prüfungen, bevor ich hoffentlich problemlos alle meine Scheine und mein „Transcript of Records“ bekomme. Noch habe ich da meine Zweifel, aber ich möchte auch nicht den Teufel an die Wand malen.

Es ist jetzt 14.50h. Vielleicht dusche ich schnell und drehe eine Runde durch die Stadt, mit der Kamera im Anschlag. Vielleicht bleibe ich aber auch im Bett, denn seit gestern plagt mich eine Erkältung, die ich bis Anfang nächster Woche auskuriert haben möchte. Vielleicht mache ich auch etwas ganz anderes, keine Ahnung.

Liebe Grüße und bis bald.
Benjamin

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Das Video der Woche ist erneut ein Werbespot. Er wurde vor einigen Tagen während des „Superbowls“ in den USA ausgestrahlt und hat für einigen Wirbel gesorgt. Der eine oder andere von Euch kennt vielleicht die Band „Eels“. Der Kopf dieser Truppe stellt in diesem Spot das neue Album „Useless trinkets“ vor, was soviel wie „nutzloser Tand / nutzlose Wertlosigkeit“ bedeutet. Bereits im Vorfeld (und auch im Nachhinein) wurde über die Länge des Clips diskutiert. Als dieser dann ausgestrahlt wurde (eine Sekunde Werbezeit während des Superbowls kostet nicht weniger als 100.000$), begann ein großes Rätselraten über den Zweck und Urheber des Ganzen. Die Leute fingen an zu recherchieren und kamen letztendlich auf die „Eels“, welche dadurch ihr neues Album sehr medienwirksam präsentieren konnten. Clever.

Freitag, 1. Februar 2008

Twingo Seven




Beim meinem letzten Eintrag habe ich vergessen, von Kaljas Party zu berichten. Die war nämlich gut. Aber fast noch besser war unsere Tour durch Athen im Anschluss daran. Sieben Personen in einem Twingo mit Rollverdeck. Ein Heidenspaß.
Die Beteiligten (von links nach rechts): Anne, Ángel, Kalja, moi, Tereza.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Wetterwechsel

Fünf Uhr fünf. Ich suche die richtigen Worte, während „July skies“ aus England in meinen Gehörgang wandern. Vor wenigen Minuten bin ich heim gekommen. Alles schläft. Allein oder in Begleitung. Ich habe einen vergleichsweise langen Tag hinter mir und möchte eigentlich nur noch schlafen. Bevor ich jedoch meine Augen für heute schließe, möchte ich noch ein paar Gedanken festhalten, da mir dieser Moment der Richtige zu sein scheint.

Heute morgen klingelte der Wecker um 11h. Sissi kam um halb 1, um mit einigen von uns zu einem Büro der Athener Stadtverwaltung zu gehen. Im Gegensatz zu allein anderen Vermietern will sie uns nämlich eine Steuernummer geben, damit sie ihre Einkünfte aus ihren Wohnungen rechtmäßig zahlen kann. Letztendlich war ich jedoch der Einzige, der heute morgen schon so früh (!) auf den Beinen stand. Wir gingen also los und fanden eine triste Kulisse vor. Eine Schlange mit wartenden Menschen, die in irgendwelchen Papieren blättern. Auf den Fluren standen abgeranzte Sofas und ein Wasserspender, dessen Fontäne einen gefühlten halben Meter hochsprang. Ich fotografierte eine alte Frau, die genau so kaputt aussah wie die Umgebung in der sie sich befand. Zwei Sachbearbeiter versteckten sich hinter ihren Computern und rauchten etliche Zigaretten, während sie ihre Kundschaft betreuten. Die Kulisse könnte einem schlechten Pornofilm entsprungen sein... Wie sich nach einer knappen Stunde Wartezeit herausstellte, war alle Mühe umsonst: Das Büro schloss die Pforten um halb 3 und konnte uns nicht mehr weiterhelfen. Sissi blieb nichts anderes übrig als ihre Sachen zu packen. Sie wird in drei Stunden hier auftauchen und schauen, ob sie einen von uns wieder zu diesem Büro schleppen kann. Die Anmeldung muss nämlich persönlich erfolgen. Louis hat vorsorglich ein Post-It-Aufkleber an seine Tür geklebt: „Do not disturb, please“

Ich hoffe für ihn, dass Sissi auch darauf hören wird. Vor wenigen Tagen gab es hier einen unglaublichen Streit, den ich an dieser Stelle kurz schildern möchte: Sie kam eigentlich nur vorbei, um uns von ihrem Vorhaben mit der Steuernummer zu erzählen. Außerdem bekommt jeder von uns einen Mietvertrag (warum eigentlich jetzt erst), der den Unterlagen beigefügt wird. Irgendwann war das jedoch nicht mehr das Thema, sondern ihr Verhalten uns gegenüber. Vor allem Louis ist ziemlich angenervt von der Tatsache, dass Sissi immer unangemeldet in die Wohnung kommt und sich auch das Recht heraus nimmt, in die Zimmer zu schauen. Wir haben ihren Forderungen bei Beginn des Mietverhältnisses zugestimmt:

Keine Waffen
Keine Drogen
Keine Haustiere
Keine Parties

Nun, Sissi scheint uns nicht zu trauen und stöbert gerne mal bei uns rum. Wir alle finden dieses Verhalten absolut unangebracht. Unserer Meinung nach ist das erst notwendig, wenn ein konkreter Verdacht besteht, dass einer von uns gegen eine von diesen Regeln verstößt. Abgesehen davon ist es sehr unangenehm, wenn sich z.B. einer von uns duscht, das Bad halbnackt verlässt und die Vermieterin dann vor einem steht. Dann bringt sie einen potentiellen neuen Mieter mit, der im Zimmer stöbert und danach die Wohnung verlässt. Später regt sie sich über das (nicht vorhandene) Chaos auf und stilisiert sich selbst zur Gralshüterin des Rechts und der Ordnung. Damit nicht genug: Sie sagt außerdem, dass einige von uns ihr hinter unser aller Rücken von irgendwelchen Problemen oder Konflikten erzählt hätten. Wir haben uns alle darüber unterhalten und festgestellt, dass diese Behauptung absoluter Schwachsinn ist. Wir sind nach wie vor eine tolle WG, in der alle ohne Probleme miteinander klar kommen, und wenn es Probleme gibt, werden die auch sofort angesprochen. Sissi wollte uns nicht glauben und wechselte schnell das Thema. Schrecklich diese Frau. Hinzu kommt, dass sie keinen von uns ausreden lässt. Dementsprechend steigt der Lärmpegel von Satz zu Satz, bis sich alle Beteiligten irgendwann nur noch anschreien. Heute hat sie uns außerdem mit der Tatsache konfrontiert, dass ab Anfang Februar ein deutsches Mädel bei uns ins Wohnzimmer einzieht, welches ab März mein Zimmer übernehmen wird. Wir wären damit also sieben Personen in dieser Wohnung. In Anbetracht der Tatsache, dass der eine oder andere noch Besuch empfängt, wird es hier im wahrsten Sinne des Wortes „voll“ werden.

Gut besucht war heute auch unser schmuckes Barbecue, mit dem wir offiziell die Grillsaison 2008 einläuteten. Dazu hat Louis seinen Laptop samt neuer Boxen auf den Balkon gebracht, während Ondrej und Jirka sich am Grill abwechselten. Als erstes kamen Markus und Nolwenn, später dann Matthieu aus Toulouse und irgendwann noch Berenisse, die ihren japanischen Freund Akira mitbrachte. Der Mann aus Tokio macht gerade eine Europareise. Sein Weg führt ihn von Athen über Berlin, London und Paris nach Island. Insgesamt wird er knapp zwei Monate durch den Kontinent reisen, um dann seinen Heimweg nach Japan anzutreten. Dort wartete eine Stelle im Verteidigungsministerium auf ihn. Das sagt er zumindest.
Ich habe noch nie mit einem Japaner gesprochen, und ihn daher einige Dinge gefragt. Seine Antworten waren kurz, aber aussagekräftig: Ja, es gibt Hotels in Tokio, die nicht mehr sind als eine Röhre, in die man sich schlafen legen kann. Nein, es gibt kein „Outsourcing“ von Rentner auf die Inseln vor Honshu. Ja, wir haben ein Massaker in Nanjing zu verantworten, aber die Chinesen behaupten, dass die Armee unter Kaiser Hirohito mehr Menschen umgebracht hat als es der Wirklichkeit entspricht. Ja, unsere Wirtschaft war Anfang dieses Jahrtausends ein Trümmerhaufen. Nein, es gibt keine Automaten für gebrauchte Damen-Slips....

Louis und ich feierten ein 90er Jahre Revival mit Hits von Inner Circle, La Bouche und 2 Unlimited. Wir waren die Einzigen, die (aus einem Gefühl der Nostalgie) darauf abfuhren. Irgendwann kamen Leute auf uns zu und meinten, dass sie diese Songs irgendwann schon mal gehört hätten. Aus dem Zimmer ihrer großen Schwester oder vom Dachboden, wo der große Bruder sein Unwesen trieb. Louis und ich kamen uns in diesem Moment alt vor. Aber was will man machen? Wir sind nun mal beide 26, während der Rest um uns herum im Durchschnitt 22 ist. Wir sind die Daddys, und das ist das ist eigentlich das etwas schönes. Man sieht, dass Menschen auf uns zu kommen und unsere Meinung zu manchen Dingen wirklich schätzen. Sie öffnen sich uns gegenüber und legen großen Wert auf das, was wir sagen. Nicht alle, aber einige.
Ach Louis. In den letzten zwei Wochen sind wir uns beide etwas näher gekommen. Er klopfte des öfteren an meine Tür und fragte, ob ich ihn nicht für einen Kaffee auf den Balkon begleiten möchte. Dann unterhielten wir uns über die beiden Weltkriege, Politik und gute Musik. Der Mann ist ziemlich detailversessen und kennt sich vor allem mit Flugzeugen gut aus. So erzählt er mir immer wieder von Fehlern in diversen Kriegsfilmen: Hier wurde ein amerikanisches Auto für ein deutsches ausgegeben, dort machte ein Flugzeug einen unmöglichen Looping, hier stimmt die Farbe des Vehikels nicht etc etc etc. Ein richtiger Crack.
Wenn er nicht gerade bei seiner Freundin ist, dann sitzt er in seinem Zimmer und hört sich die wildesten Sachen an: Französischen Pop, AC/DC, den Männerchor der Kirche in St. Petersburg (sehr zu empfehlen) oder Tangerine Dream, die mit ihren Synthesizer-Welten die Wohnung erhellen.
Ein ziemlich smarter Typ, der gelegentlich mal etwas über die Stränge schlägt, sich dann aber immer wieder einpendelt. Ich weiß nicht, ob ich ihn irgendwann mal wieder sehen werde. Er und ich teilen die Auffassung, dass das einsetzende Gerede á la „Wir bleiben alle in Kontakt“ leere Worthülsen sind. Wenn ein jeder wieder zu Hause ist, werden die Karten neu gemischt und es wird sich zeigen, ob es gelingen wird, die Freundschaften wirklich aufrecht zu erhalten. Wir sind skeptisch. Ich habe niemandem (außer Tereza) einen Besuch versprochen, und so wie es aussieht, wird es auch dabei bleiben. Mit Louis allerdings würde ich mich gerne mal wieder treffen. Vielleicht in Verdun, wo er mir die Schützengräben und die Soldatenfriedhöfe zeigen kann. Der Junge weiß soviel über die Kriege, unglaublich. Abgesehen davon habe ich wohl in Frankreich ein Land gefunden, dass ich etwas näher entdecken möchte. Das liegt daran, dass ich hier einige Franzosen kennen gelernt habe und sie alle von ihrer Heimat schwärmen. Sei es in ihren Erinnerungen, oder sei es in Form von Bildern. Ich war bisher nur in Paris, möchte dies aber langfristig ändern. Vielleicht mit Louis, der in Tours wohnt. Vielleicht mit Matthieu, der mich nach Toulouse eingeladen hat. Vielleicht auch mit einer anderen Person. Man wird sehen. Noch bin ich hier, doch in knapp einem Monat werde ich meine Heimreise antreten...

Auf der einen Seite freue ich mich über die Rückkehr nach Dortmund und mein Leben in meiner dortigen WG. Ich freue mich auf viele Menschen und auf meine Uni. Ich freue mich auf mein Leben in Deutschland und habe einige Pläne, die darauf warten umgesetzt zu werden.
Auf der anderen Seite sehe ich, dass ich einige Leute in Athen sehr lieb gewonnen habe. Viele von ihnen werde ich vielleicht nie wieder sehen. Genauso wie die Stadt selbst. Wie viele Wochen habe ich sie verflucht, habe sie verwünscht und ihren grauen Atem zum Teufel gejagt. Und jetzt? Jetzt sitze ich im Bus oder laufe durch die Straßen und entdecke versteckte Schönheiten. Sehe Menschen und Tiere und Häuser mit anderen Augen. Es scheint, als habe ich meinen Blick für die Details wiedergewonnen. Mein Fotoapparat, der langsam aber sicher eine Staubschicht ansetzte, ist nun wieder mein ständiger Begleiter.
Was ist das? Was ist das für ein Gefühl? Ist es das Wissen, bald nicht mehr hier zu sein und ein damit verbundener Drang, alles mögliche aufzusaugen? Ist es mein Faible für die Ästhetik des Hässlichen? Ist es der Wunsch, Impressionen zu konservieren? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch besser gar nicht darüber nach zu denken und sich einfach hinzugeben. Die Reflektion kommt früher oder später von selbst. Jetzt kommen die letzten Wochen, und denen sollte man sich ungeniert hingeben. Ich habe das Gefühl, dass es sehr bewegende Wochen werden.

Bewegung findet sich momentan in allen Bereichen meines Lebens hier in Athen. So kommt z.B. endlich „geistige“ Bewegung in meine Hausarbeiten und Klausuren. Eine Hausarbeit ist erledigt, und wartet nun noch eine weitere auf mich, die ich allerdings schon begonnen zu schreiben. Eine „physische“ Bewegung wird es Mitte Februar geben, wenn Tereza und ich einen mehrtägigen Ausflug zum Peloponnes (dort, wo im letzten Jahr die entsetzlichen Waldbrände herrschten), nach Kreta und nach Santorini unternehmen. Außerdem planen wir, am kommenden Wochenende nach Meteora zu fahren, um uns dort die Klöster anzusehen. Das werden sicherlich sehr lehrreiche und erholsame Ausflüge. Ich freue mich riesig darauf, Griechenland von einer anderen Seite kennen zu lernen. Ich bin gespannt auf ein großes Land, auf offene Flächen, auf die Berge und das Meer. Ich freue mich darauf, Athen für ein paar Tage wieder hinter mich zu lassen. Und ich freue mich nicht zuletzt auf ein paar ruhige Tage.

Doch bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter, und meine zweite Hausarbeit bedarf keines weiteren Aufschubs. Ich möchte sie Ende nächster Woche im Kasten haben. Hoffentlich klappt das auch, denn mein Neugier nach Belanglosem entwickelt ein Eigenleben, welches mein Arbeitstempo drastisch senkt. Meine Güte, was habe ich mir für einen Scheiss reingezogen: Ich habe mir den kompletten Artikel über „Mike Tyson“ bei Wikipedia durchgelesen und mir anschließend Video-Compilations von seinen besten Knock-Outs bei YouTube angesehen. Oder alte Werbespots aus den 1980er Jahren. Oder mein neuer Account bei Facebook, bei welchem ich mich mit einigen meiner Bekanntschaften aus Athen verlinkt habe. Schlimm. Zwar ist es nicht verkehrt, wenn ich mich mit dem Verlauf der Wahlen in Hessen und Niedersachsen beschäftige, und auch gelegentlich ein Auge auf die „Primaries“ in den USA werfe. Aber dann fällt es mir auch schwer, mich davon zu lösen und mich den wichtigen Dingen zu widmen. Zum Beispiel meiner Hausarbeit. Ich muss mir in diesen Tagen wirklich des öfteren in den Arsch treten. Anders wird es nicht klappen. Wird es aber.

Zumindest muss ich in dieser Woche nicht mehr zur Uni und kann mich getrost an die Arbeit zu Hause begeben. Die Uni ist spätestens bis Freitag geschlossen, so wie viele andere städtische und staatliche Einrichtungen in ganz Griechenland. Der Grund: Der Erzbischof von Athen, der gleichzeitig das Oberhaupt der Griechisch-Orthodoxen Kirche ist, verstarb vor zwei Tagen. Es ist eine mehrtägige Staatstrauer verordnet worden, die Flaggen hängen auf Halbmast. Am Freitag könnte es regulär mit dem Unterricht weitergehen, aber es wird aufgrund eines weiteren Streiks nicht dazu kommen. Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einer Dozentin unterhalten und sie sagte mir, dass sie hier in Athen genau dieselbe Menge Geld für eine Vollzeitstelle bekommt wie in Deutschland für eine Teilzeitstelle. Sie selbst bezeichnet diesen Zustand als „Scheisse“ und wird sich dem Streik anschließen. Ich kann das verstehen, denn die Lebenshaltungskosten stehen denen ich weiten Teilen Deutschlands in nichts nach. Bleibt nur zu hoffen, dass sie und ihre Kollegen demnächst wirklich mehr Geld bekommen. Ansonsten sieht es für sie genauso schlecht aus wie für die Studenten, deren Stundenzahlen durch die permanenten Proteste schwindend gering sind.

. . .

Athena, auch du bist ein Monster. Vor einigen Tagen sah ich wieder die Heroin-Junkies vor dem Museum, wie sie sich ihren Schuss mit einem Löffel und einem Feuerzeug vorbereiteten. Die Spritze lag schon bereit und wartete förmlich darauf benutzt zu werden. Und danach? Ein Traum, ein Trip, ein Paradies? Ich sehe sie auf der Bank sitzen, speicheltriefend. Ihre Gesichter scheinen zu fossilieren. Lebende Tote. Sie schlafen unter freiem Himmel und niemand scheint sich um sie zu kümmern. Es gibt sie überall, auch in Dortmund und in Bad Godesberg. Wie kann es nur soweit kommen. Ich verstehe es nicht, und ich muss es auch nicht begreifen. Lost souls.

...

Mir fällt es etwas schwer, mich von diesem kurzen Einschub wieder zu lösen, möchte aber gegen Ende dieses Eintrag noch von Annes lieblichen Unplugged-Konzert in ihrer Wohnung berichten. Sie sang, während Jussi aus Finnland eine Akustik-Gitarre spielte. Man hatte den Eindruck, dass die halbe Erasmus-Fraktion sich in diese 4 Wände quetschte, um ihre schön vorgetragenen Cover-Songs von den Beatles, Radiohead oder Damien Rice zu hören. Irgendwann ging das Licht aus, und nur die wenigen Kerzen auf den Tischen und Regalen ließen vereinzelte Blicke auf die Hörer und deren Lächeln auf den Lippen zu.
Zunächst war Anne etwas zurückhaltend, doch spätestens nach dem zweiten Song hatte sie (bestärkt durch den Applaus) Mut gefasst und alles gegeben. Vor allem bei „Wonderwall“ war sie sehr gut. Das habe ich ihr hinterher auch gesagt. Ob sie es verstanden hat weiß ich nicht, denn nach dem Konzert war sie in total anderen Sphären und wollte nur noch Wein trinken. Ach, gute Anne. Vor ein paar Tagen hat sie mir einen heißen Tip gegeben: In Exarchia gibt es wohl einen tollen Second-Hand Shop, der auch viele Cord-Waren führt. Sobald ich etwas mehr Luft habe, werde ich mich auf den Weg dorthin machen und meinen Koffer für die Rückreise noch ein paar Kilo extra zumuten.
Vielleicht hole ich mir auch nochmal Wintersachen, denn gestern fing es hier plötzlich an zu schneien. Das war ein schönes Bild: Auf den Hügeln ringsum die Stadt lag eine Schneedecke, während am Himmel nur vereinzelt Wolken zu sehen waren. Jirka schoss ein Foto, bei mir wirklich alles aus dem Gesicht gefallen ist. Ich werde es mir besorgen und hochladen, damit ihr es euch auch ansehen könnt.

Mensch Athena, sollte ich Dich auf den letzten Metern doch noch anfangen zu mögen? Du bist schon sehr eigenartig, dass muss man Dir lassen. Eine deiner Merkwürdigkeiten ist ein ominöser Hahn, der jeden Morgen gegen halb 5 anfängt zu krähen. Ich weiß nicht wo Du ihn versteckt hast, aber es gibt ihn. Irgendwo in diesem Wirrwarr aus Straßen und Gehwegen hockt ein Gockel und kräht. Ich muss jedes Mal den Kopf schütteln und zugleich schmunzeln. Hast Du sonst noch irgendwelche Überraschungen auf Lager? Ich werde nun aufmerksamer durch die Straßen gehen. Versprochen.

Auf bald. Benjamin



P.S: Mein Video der Woche ist ein Fundstück bei YouTube, das ich meinem Ablenkungskünsten zu verdanken habe. Es zeigt einen Werbespot für das „Überraschungsei“ von 'Kinder' aus den 1980er Jahren. Gott sei Dank lief der Spot wohl nur in den USA. Wäre er in Deutschland über die Mattscheibe geflimmert, hätte er mich wohl sehr verstört. Seht es euch selbst an. Yumm yumm.

Samstag, 26. Januar 2008

Mittwoch, 16. Januar 2008

Alltag - Gossip

Wieder in Athen. Wieder in meinem Bett und wieder mit schöner Musik. Damien Rice hat mein volles Vertrauen und wird mich in den nächsten Minuten begleiten. Vorbei ist die schöne und viel zu kurze Zeit in Deutschland. Eine letzte Dusche mit Papas Silberglanz-Shampoo von Guhl, ein letztes Mal vorbei an den Gyros-Buden, die sich „Mykonos-Grill“ oder „Akropolis-Taverne“ nennen und dem Pott einen Hauch von Griechenland verpassen wollen. Eine letzte Umarmung mit allen Menschen, die mir wichtig sind und die mich wohlbehalten im März wiedersehen wollen. Ein letzter Schritt auf heimischem Boden, bevor die Füße die Treppe zum Flugzeug hinaufsteigen und dieses Richtung Süd-Osten steuert. Mit Markus und Julia an Bord, die nun auch wieder hier sind.
Vorbei die Zeit, aber immer noch in mir. Vor allem wenn ich sehe, wie sehr ich meinen Akku in diesen 19 Tagen aufgeladen habe. Die Zeit bei meiner Familie und bei Selda hat mir sehr gut getan und mir das gegeben, was ich für die verbleibenden Wochen in dieser Stadt brauche: Stille, innere Ruhe und Konzentration. Mein Programm ist üppig...

In den nächsten 4 Wochen muss ich zwei Hausarbeiten fertig haben. Zwischendurch schreibe ich noch zwei Klausuren und werde bereits in der kommenden Woche ein Referat halten. In den letzten Tagen habe ich mir noch einige Infos aus den Dortmunder Bibliotheken besorgt. Der Großteil der Bücher finde ich jedoch hier in der Bereichsbibliothek. Und so sitze ich nun seit Beginn dieser Woche sehr häufig über den Büchern und schreibe mir das Wichtigste aus ihnen heraus. Vorerst beschäftige ich mich mit Heinrich von Kleist, seinem „zerbrochnen Krug“ und dessen Rezeption.
In der kommenden Woche wende ich mich dann nochmal Herrn Gellert und der Empfindsamkeit zu, bevor es in der darauf folgenden Woche bereits die erste Klausur des Jahres gibt.

Und was geschieht neben dem Uni-Leben?
Ich wurde sehr warm und freundlich von meinen Mitbewohnern empfangen. Louis lud mich direkt auf eine Franzosen-Party ein, welche ich dem Auspacken des Koffers und einem kleinen Abendbrot auch besucht habe. Tereza war mit von der Partie. Tja, da waren sie wieder, die bekannten Gesichter. Ondrej hatte Besuch aus Tschechien, der ihm die langen Haare abschnitt und ihn optisch 4-5 Lebensjahre nahm.
Jirka ist auch wieder hier. Er wirkt erholt, lässt sich aber seltener blicken. Kein Wunder, denn er muss ziemlich viel Stoff für die Klausuren nachholen. Es ist dennoch schön, ihn wieder hinter meiner linken Zimmerwand zu wissen. Louis zur Rechten hört nach wie vor seine wilde Rock- Pop-Suppe und singt gelegentlich dazu. Heute hat er sich ein Lautsprecherset für seinen Laptop gekauft, weil dessen Boxen schon arg stöhnen. Demnächst werden Bands wie 'Led Zeppelin' oder 'Bachmann Turner Overdrive' mit mehr Bass in dieser Wohnung zu hören sein. Von mir aus gerne. Vorausgesetzt, es passiert nicht allzu spät. Aber da lässt Louis mit sich reden.

Hier ist alles im Lot. Vorhin habe ich meine nasse Wäsche aufgehangen und ein wenig mit Lucia gesprochen. Diese chattete gerade mit Despina, welche sich im Nebenzimmer befand. Ich habe laut darüber gelacht, und Despina schrieb Lucia umgehend, dass sie meine Lache mag. Lucia hat Despina zuvor jedoch davon erzählt, dass zwei meiner Unterhemden nun einen besch... roten Ton haben, da mein schmucker Pullover aus Nicki doch noch abfärbte. Despina teilte mir über Lucia mit, dass sie das Problem kenne und ich nicht traurig sein solle. Ich lachte wieder und bedankte mich lauthals für Despinas Mitgefühl. Diese stieß einen zustimmenden Ton aus dem Nebenzimmer aus. Nachdem ich alles aufgehangen war, sagte ich kurz „see you“ zu Lucia, und sie war kurz davor, mir ihr „see you“ auf der Tastatur zukommen zu lassen.
So ist das heute. Wenn ich nicht wüsste, dass die beiden Mädels nicht noch andere Sachen zu tun haben, würde ich mir ernste Sorgen machen. Das sind schon zwei Trullas ;-)

Und Athen selbst?
Die Stadt brodelt und pulsiert wie eh und je. Heute morgen gab es eine schöne, bezeichnende Lektion in griechischer Ordnung. Ein Auto hatte auf der Patission geparkt und wurde umgehend abgeschleppt. Die Polizei griff hart durch, schraubte sogar die Nummernschilder des Wagens ab und drückte diese dem verzweifelten, wild herumgestikulierenden Besitzer in die Hand. Da war nichts zu machen: Du hast den Verkehr aufgehalten, und nun musst Du dafür bluten. Ich ging die Straße weiter hinunter zur Bushaltestelle. An einem Kiosk hielt ebenfalls ein Wagen.
Als nun die Polizei mit dem bereits abgeschleppten Wagen im Schlepptau eben jenen Wagen sahen, hielten sie kurzerhand an und diskutierten wild mit dessen Besitzer. Nun waren insgesamt 2 der 3 Fahrbahnen blockiert, so dass sich der Verkehr wiederum über mehrere Meter staute. Wahnsinn.
Der Fahrer des LKW, dessen Beifahrer und der Besitzer des Autos kloppten sich verbal, und kurz hatte ich den Eindruck, sie würden aussteigen und weiß der Henker was machen.
So ist das manchmal hier. Der Staat versucht Struktur und Disziplin unter das Volk zu bringen, und schafft dadurch noch mehr Verwirrung. Manchmal schafft er jedoch auch ganz von selbst Unordnung. Momentan liegen zwei enge Berater des amtierenden griechischen Ministerpräsidenten Karamanlis im Athener Krankenhaus. Der eine hat seinen Aufgabenbereich bei der Kultur, der andere in der Wirtschaft. Als der Kulturberater nun einige Mittel für ein Archäologie-Projekt streichen wollte, verführte dessen Leiterin kurzerhand den beleibten Mann und erpresste diesen mit dem entstandenen Sex-Video. Dieser suchte dann kurz vor Silvester den Freitod, allerdings verfehlte der Sprung aus dem 4. Stock seine Wirkung. Der andere Berater steht unter dringendem Korruptionsverdacht, da warf er sich kurzerhand vor einen anrollenden LKW. Beide überlebten schwer-verletzt und lassen die aktuelle Regierung in einem schlechten Licht dastehen, welche momentan wohl alles andere als gut ankommt. Vor allem in der Presse.

Vielleicht wird die nächste Regierung wieder mehr linksgerichtet. Die Kommunisten haben heute in der Uni wieder einmal Propaganda betrieben und das gesamte Gebäude mit ihren Denkschriften beschallt. In den Redepausen liefen dann Stücke von 'System of a down' oder den altbekannten 'Rage against the machine'. Ich hatte heute keinen Unterricht, aber es muss schon eine spaßige Erfahrung gewesen sein, in einem Raum zu sitzen und dem Dozenten zu lauschen, während aus der Ferne die Worte „Fuck you I won't do what you tell me“ aus großen Lautsprechern knallen. So was habe ich sonst nur in einer Disko erlebt, aber nicht an der Uni. Ich habe manchmal echt den Eindruck, die Leute können hier machen was sie wollen. Vielleicht ist es auch so. Sehr sympathisch, aber nicht gerade der richtige Ort. An der Uni möchte ich Ruhe haben, damit es mit dem Lernen besser läuft. Die Uni in Athen ist Treffpunkt der linken Szene und auch deren Spielplatz. Und wenn sie Lust haben, machen sie daraus kurzerhand einen Club. Ganz gleich, ob gerade unterrichtet wird oder nicht. „Killing in the name of“ - Heute haben sie für kurze Zeit meine Konzentration getötet. Rabauken.

Bei Gesprächen in der Mensa stelle ich immer wieder fest, wie gerne einige Studenten gleich in der Heimat geblieben wären. Vor allem die Spanier tun sich schwer damit nun wieder hier zu sein. Sara aus Rom hat die Schnauze so richtig voll. Sie schreibt in der nächsten Woche ihre einzige Klausur und verzieht sich dann wieder Richtung Italien. Sie hasst Athen. Viele andere Leute können mit dieser Stadt nicht viel anfangen, und so kann ich die Zahl derer, die sich wirklich für sie begeistern können, an zwei Händen abzählen. Vielen Studenten raubt der Verkehr unzählige Nerven, und der Smog macht sie wirr und anfällig für Erkältungen. Athen soll übrigens dahingehend die zweitschlimmste Hauptstadt der Welt sein. Vor ihr rangiert nur noch Mexiko-City. Viel Spaß all denen, die da mal hin müssen.

Ich habe nun fast zwei Wochen nichts mehr von mir hören lassen, und habe aufgrund des vielen Lesens und Schreibens auch nicht viel neues zu berichten. Gleich werde ich mich auch noch einmal an den Schreibtisch setzen und mit dem Handout für mein Referat beginnen.

Auf bald. Ben


- - -

Mein Video der Woche ist ein gestelltes. Ganz sicher gestellt.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Neue Bilder

Nun gibt es auch endlich einen dicken Bilder-Nachschlag.
Viel Spaß damit.

Ny batteri

Frohes neues Jahr!! Hier ist der neue Eintrag: Geschrieben am 29.12.2007, aber jetzt erst veröffentlicht. Viel Spaß.


...ich wache schon vor der eingestellten Weckzeit auf und gehe in die Küche, um mir ein kleines Frühstück zu bereiten. Sieben Uhr morgens in Athen. Weihnachtstag und alles schläft. Ich putze mir die Zähne und packe den Kulturbeutel in den Koffer. Schuhe anziehen, Rollos herunterlassen und „ByeBye-Zettel“ unter die Türen schieben. Ein letzter Blick, bevor ich die Tür schließe und mich auf den Weg zum Flughafen mache. Ein milder Morgen. Mein Koffer klackert auf dem modernen Kopfsteinpflaster und zieht einige Blicke auf sich. In der Metro sehe ich viele Kinder, die eine Triangel schlagen und dazu ein Liedchen singen. Danach sammeln sie Geld von der Fahrgästen, die es ihnen offensichtlich auch gerne geben. Am Flughafen erwartet mich eine kleine Fee, die mir ein Schokoladenstück in die Hand drückt. Darauf steht „Happy new year“ geschrieben. Neben ihr watschelt ein Daffy Duck, der von etlichen Kindern umringt wird. Ich gehe weiter zum Terminal A 12-14 und gebe meinen Koffer auf. Danach geht’s direkt durch den Sicherheits-Check in die Wartehalle. Der Flieger kommt, ich steige in den Bus und steige in den Airbus, welcher u.a. über die Alpen fliegt...und der mich nach Hause bringt.

Landeanflug. Ich sehe die kahlen Bäume und weiße Schrift auf blauen Autobahnschildern. 3-2-1 Touchdown. Peinlicherweise klatschen die Fluggäste. Ich schaue aus dem Fenster und weiß nun ganz genau, wieder in dem Land zu sein, in das ich mich in so vielen Momenten hin sehnte. Ja, ich werde sentimental. Der Gedanke, meinen Vater gleich zu sehen erzeugt emotionale Schübe und benetzt meine Augen mit einem leichten Tränenfilm. Aber ich reiße mich zusammen, hole meinen Koffer und gehe zum Ausgang. Da steht er, der Bär. Wir umarmen uns und gehen zum Auto. Vorbei
geht es an den Köln, Wuppertal und Recklinghausen. Meine Augen saugen die Landschaft auf wie Schwamm. Alles ist mir so bekannt, und dennoch entdecke ich nun einiges neu.
Als ich die Haustür öffne und meine Mutter mich sieht, lässt sie alles stehen und liegen, umarmt mich ganz feste und küsst meine Wangen. Sie hat sich bestimmt auf die Zehenspitzen gestellt um das zu bewerkstelligen. Und da standen wir für gefühlte 10 Minuten und drückten uns. Es ist ein unglaublich eindringliches und warmes Gefühl, wenn man sich nach mehreren Monaten das erste Mal wieder gegenübersteht. Wenn die große und unüberwindlich erscheinende Distanz nun nicht mehr vorhanden ist und die geliebten Menschen zum Greifen nahe sind. Dann erscheinen einem die vergangenen Wochen, die in der Ferne manchmal nie enden wollten, wie ein Wimpernschlag. Ein kleiner Augenblick, welcher auch gestern hätte stattfinden können.
Wir aßen zu Abend und hörten das Weihnachts-Album von James Last, das zwar kitschig-idyllisch ist, aber doch immer wieder zum gegebenen Anlass passt. Später gingen wir ins Wohnzimmer und der Reihe nach überreichte jeder jedem seine Geschenke. Meine Eltern und meine Oma haben sich sehr über die Vasen aus Athen gefreut. Genauso wie meine Schwester, der ich ein schmuckes Shirt aus Hellas mitbrachte. Ich selber wurde ebenfalls reich beschenkt mit DVD's, Schlafanzügen (Oh Mann, ich werde alt ;-)), Geld und Büchern. Tereza hat mir auch ein Geschenk mitgegeben. Ein Bilderbuch zum Ausmalen, in welches sie auf Griechisch, Englisch, Tschechisch und Deutsch
Gedichte hineinschrieb, die unsere Freundschaft untermauern sollen. Darüber, und über viele andere Dinge habe ich mich sehr gefreut. Am meisten freute es mich jedoch, wieder im Kreise der Familie zu sein. Wir tranken Wein und ich erzählte ein wenig von Athen. So wurden Sekunden zu Minuten und Minuten zu Stunden.
Gegen halb elf verabschiedete ich mich, um, wie jeden Heiligabend, in den „Wurstkessel“ zu gehen.

Ich zog also meine Schuhe an, streifte mir eine Jacke über und packte meine Handschuhe in die Tasche. Dann verließ ich das Haus und hörte etwas, was ich schon lange nicht mehr so intensiv wahrnahm: Stille. Sie drang durch meine Ohren wie ein heilender Balsam, wirkte wie „Wick Vapo-Rub“ auf erkälteten Atemwegen oder wie Wasser, das man auf loderndes Feuer gießt. Sie drang in mich und verteilte sich in meinem ganzen Körper. Es war viel zu schön, um wahr zu sein. Selten habe ich mich so gefreut, wieder in Oer-Erkenschwick zu sein. Der Stadt, in welcher mir auf dem
Weg in diese Kneipe nur 3 Menschen und 5 Autos entgegenkamen. Die Stadt, in der die Sparkasse steht, in der in 2 Jahre gearbeitet habe und die ich mit einem dicken Stinkefinger bedachte, weil es mir nun als Student viel besser geht. Und nicht zuletzt die Stadt, die die Heimat vieler Freunde und Kollegen ist...
Ich öffne die Tür des Wurstkessels und entdecke sie, die bekannten Gesichter. Man grüßt sich, drückt sich, trinkt etwas miteinander. Fast so wie jedes Jahr, nur das man sich über mehrere Monate hinweg nicht gesprochen hat. Fast alle werfen gelegentlich einen Blick auf meinen Blog, und von daher wissen sie viel mehr über mich als umgekehrt. Somit erkundige ich mich mehr nach ihren Neuigkeiten. Zwischendurch halte ich inne und lausche dem Gebrabbel der dutzenden Gäste in
diesem Laden. Ja, es wird Deutsch gesprochen. Sogar die Getränke-Tafel ist in dem Alphabet geschrieben, das ich als Kind in der Schule lernte. Für einen kleinen Moment fühle ich mich heimisch und nehme einen tiefen Schluck auf meinem Glas. Westernhagens Liedzeilen erklingen in meinem geistigen Ohr: „Ich bin wieder hier, in meinem Revier. War nie wirklich weg, hab' mich nur versteckt.“ Es wird viel getrunken, viel gescherzt und viel gelacht. Und ich entdecke eine Gewohnheit, die ich bis jetzt noch nicht abstellen konnte. Ich bedanke, entschuldige und bestelle entweder auf Griechisch oder auf Englisch. Vor allem im Getümmel der Stadt rutscht mir dann
häufig ein „Sighnomi“ heraus, das griechische Wort für „Entschuldigung“. Bevor sich diese Angewohnheit wieder gelegt hat, werde ich bestimmt wieder in Griechenland sein. Sei es drum, es gibt wichtigeres im Leben.
Die Stunden vergehen, und während die Temperatur in der Kneipe konstant ist, kühlt es sich draußen merklich ab. Plötzlich spürt man ihn doch, den Unterschied zwischen Mittel- und Südeuropa. Das letzte Mal war ich im März mit solch kalten Temperaturen konfrontiert. Und dementsprechend schlotterte ich, zumal ich auch keine richtige Winterjacke an hatte. Vorbei geht es an toten Straßen und leblosen Häusern. Nur eine Frau mit Stöckelschuhen kreuzt meinen Weg. Ihr Gang kündigt sich aus der Ferne an, und er verschwindet auch so schnell wie er kam. Ich laufe zügig, um der Eiseskälte zu entgehen. Und dennoch gehe ich an dem Schaufenster des Spiel-und Bastelgeschäfts von Frau Hartmann vorbei. Schon als Kind stand ich davor und schaute mir die Spielzeug-Autos und andere Sachen an. Die Preise stehen handgeschrieben auf kleinen
Pappschildern. Sie sind aufgerundet wie in einem Mathe-Buch für Grundschüler, damit diese einfacher rechnen können. Und so landen meine Gedanken schnell in meiner Kindheit. Wie in einem Film rauschen 22 Jahre Oer-Erkenschwick an meinen Augen vorbei. Aber warum ist das so?
Hat Athen, die Metropole und das Moloch, ein riesiges Loch in meine Seele geschlagen, welches ich nun wieder mit dem Leben und den Erinnerungen von Altbekanntem füllt? Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Ich weiß nur, dass ich in diesen Tagen müde bin und wieder länger schlafe als gewohnt. Mir scheint, als wäre der Heimatbesuch ein Urlaub vom Auslandssemester. Meine Batterien sind nicht leer, aber ich spüre nun eindeutig, wieviel Energie mich das Leben in Athen kostet. Und nun wird regeneriert, auch wenn dies mit einem Tag im Bett verbunden ist. Aber ich will hier nicht vorweg greifen, und chronologisch weiter erzählen.
Am 1. Weihnachtsfeiertag war ich doch noch arg mitgenommen vom Abend zuvor und beschloss, einen langen Spaziergang durch die Haard zu machen. Viele Familien hatten die selbe Idee und gingen durch den Wald, der so schön nach Harz und Holz riecht. Ich ging auch zum Feuerwachtturm, von welchem man aus 36m Höhe einen exzellenten Blick über das gesamte Gebiet hat. Wieder daheim gab es leckeres Abendessen. Später ging ich dann rüber zu meiner Schwester, und wir unterhielten uns knapp 4 Stunden über Gott und die Welt. Das war sehr angenehm und genau das Richtige für einen Tag wie diesen.
Am 2. Weihnachtsfeiertag ging es zu meinen Verwandten nach Waltrop. Dort war es nicht minder schön, die ganzen Gesichter wiederzusehen. Es war auch das erste richtige Familientreffen nach dem Tode meiner Oma im Juli, und obwohl die Stimmung gelöst schien, merkte man unterschwellig doch eine Trauer, die dieses Weihnachtsfest überschattete. Meine beiden Cousins brachten knifflige Spiele mit, die sie von meinem Onkel geschenkt bekommen hatten. Jeder kennt doch diese Konzentrations- und Kombinationsspiele vom Weihachsmarkt, bei denen man z.B. ein kleines Stück Seil, das sich in einem Drahtgestell befindet, heraus bekommen muss. Dann wendet und dreht man alles hin- und her, um eine Lösung zu finden. Ich habe sie jedoch nicht gefunden und ließ mir von Lars und Marc gerne zeigen, wie genau ich was
zu stecken habe, um beide Teile voneinander zu lösen.
Tante Bärbel gab mir noch einen dicken Sack Vanillekipferl mit (der mittlerweile zu ¾ aufgebraucht ist) und ich fuhr meine Eltern und mich anschließend wieder zurück nach Erkenschwick. Auto fahren habe ich nicht verlernt, auch wenn das letzte Mal nun schon fast ein halbes Jahr zurück liegt.
Naja, und vorgestern brachten mich meine Eltern nach Dortmund. Als wir dann irgendwann über die Brücke des Zubringers zur A45 fuhren und ich das „U“ sah, fühlte ich mich recht wohl und genoss das Gefühl, auf dem Weg in meine jetzige Heimatstadt zu sein. Als wir in der Nähe von Seldas Haus ankamen, holte ich meinen Kram aus dem Kofferraum, bedankte mich bei meinen Eltern und machte mich dann auf den kurzen Weg zur Türklingel. Tja, und Selda hat sich was ausgedacht: Als ich die Haustür öffnete, gab es lautes Gegröhle aus tausenden Kehlen. Dann mischte sich die Stimme von Axl Rose dazwischen, und er sagte: „You know where you are. You're in the jungle, baby!“ Und dann legten Guns 'n Roses los, während meine beste Freundin und ich uns
in Arme fielen. Meine Güte, war das schön. Ihr schönes, buntes Wohnzimmer hat sie nun für mich zu meinem eigenen Schlafzimmer umgewandelt. Und so schlafe und lebe ich nun in diesem Raum, umgeben von bunten Tüchern, Tulpen und Kerzenständern. In diesen vier Wänden habe ich mich schon seit jeher wohl gefühlt. Umso schöner, dass ich nun hier wohnen kann...
Wir unterhielten uns lang und breit über Gott und die Welt. Über Athen, über Dortmund und über unsere Erfahrungen in den letzten drei Monaten. Irgendwann holten wir noch Wein von der Tanke und liefen Arm in Arm zurück zu ihrer Wohnung. Und obwohl es nun schon mein dritter Tag hier ist, habe ich noch nicht das Gefühl, dass alles gesagt worden ist. Von beiden Seiten. Aber wir haben noch einige Momente, die wir miteinander verbringen. Und nicht nur wir beide. Annegret habe ich bis dato noch nicht gesehen. Bei den Leuten vom Edwards werde ich auch noch vorbei schauen,
genauso wie bei einigen Mit-Studierenden von der Uni. Darauf freue ich mich, und diese Begegnungen werden mir mit Sicherheit die Kraft geben, die ich für den Endspurt in Athen benötige. Dort wartet nämlich ein Batzen Arbeit auf mich (allerdings nicht mehr die “To-Do-Liste“, denn die habe ich komplett erledigt). Die Monate Januar und Februar werden recht arbeitsintensiv und mich gnadenlos an den Schreibtisch binden. Und obwohl das neue Jahr in der nächsten Woche beginnt, möchte ich in diesen Stunden gar nicht daran denken. Zumindest nicht an die griechische Hauptstadt und all ihren Trubel. Ich bin jetzt in Dortmund und genieße diese Zeit. Jeder Augenblick
hier ist kostbar wahrlich Balsam für meine Seele.
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Das Video der Woche geht auf einen Zufallsfund bei „YouTube“ zurück. Tippt man dort „Oer-Erkenschwick“ ein, erscheint dort u.a. das Video von „A.D.A.M“, einem Homie dieser Stadt. Er hatte die famose Idee, Oer-Erkenschwick einen Hip-Hop-Song zu widmen. Dieser ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack, bietet aber für Leute, die mit dieser Stadt nichts anfangen können, ein paar recht ansehnliche Bilder. Film ab für „A.D.A.M“ und seinen Erkenschwick-Rap.