Montag, 1. Oktober 2007

Reizueberflutung

Kalimera.

Dies ist nun mein dritter Anlauf, diesem Blog-Eintrag ein gefaelliges Intro zu geben.
Am liebsten wuerde ich alles auf einmal schreiben, aber euch wuerde die unstrukturierte Anreihung von Impressionen wahrscheinlich genauso erschlagen wie mich. Hier nun eine kleine Chronologie:

Meine Eltern brachten mich am Sonntag Morgen zum Flughafen nach Koeln-Bonn. Dort angekommen gab es die erste Ueberraschung, die eigentlich keine war: Mein Koffer hatte insgesamt 16 Kilogramm Uebergewicht. Bei einer Strafgebuehr von 7 Euro je Kilo kommt da glatt mal ein dreistelliger Betrag zusammen. Nach einigen Dackelblicken und der Erklaerung, dass ich fuer mehrere Monate nach Athen gehe, musste ich letztendlich nur 10 Kilo bezahlen.
Der Flug war wesentlich erfreulicher, da ich die knapp dreistuendige Flugdauer groesstenteils im Schlaf hinter mich brachte.

Am Athener Flughafen bekam ich gleich einen Vorgeschmack auf das Wetter. Zwei von drei Kleidungsschichten konnte ich erstmal ausziehen, da ich mich sonst nass geschwitzt haette (das passierte eh wegen dem 36 Kilo Ungetuem). Die Busfahrt ins Zentrum dauerte 45 Minuten. Vom Syntagma-Platz waren es dann ungefaehr nochmal 20 bis zu meinem Hostal. Das 4er-Zimmer ist zweckmaessig eingerichtet. Ich belege nun den oberen Teil eines ziemlich wackligen Hochbettes. Meine Mitbewohner habe ich bis dato noch nicht kennen gelernt. Dafuer jedoch ein Paar aus London. Er ist Hollaender, sie Spanierin. Beide lernten sich bei ihrem ERASMUS-Aufenthalt in Edinburgh kennen, nun wohnen und arbeiten sie im UK.
Ausserdem wohnen im Zimmer unter mir zwei Opas aus Australien. Habe mich heute kurz mit ihnen unterhalten. Mal sehen, wer mir im 'Hostal Aphrodite' noch so ueber den Weg laufen wird.

Bei meinem ersten Spaziergang gestern Abend habe ich ein sehr kontrastreiches Athen gesehen.
Irgendwie scheint es mich immer erst zu den kaputten Orten einer Stadt hinzuziehen, und so wanderte ich durch eine Ecke, die von Autowracks und Schrotthaendlern geradezu wimmelte. Athen machte seinem Ruf als dreckige Stadt alle Ehre. Staub, Dreck und Graffitis wohin man sah. Ich liess mich weiter treiben und sah verrueckte Dinge. Zum Beispiel Inder, die zu heimischen Klaengen wild auf der Strasse tanzten. Oder einen Pick-Up, der so ueberladen war, dass ihm waehrend der Fahrt ein Fernseher auf die Strasse fiel.
Nach mehreren Stunden sah ich die Agora in weiter Ferne leuchten. Nach einer weiteren Stunde kam die 'Plaka', den Lifestyle-Stadtteil von Athen, welcher in unmittelbarer Naehe zur Akropolis leuchtet und duftet.
Auf dem Weg hinaus zum Parthenon gibt es zahlreiche Restaurants und Cafes. Aber auch viele Strassenmusiker und Zauberer sowie Menschen, die Maiskolben grillen und fuer guenstiges Geld an den Mann/die Frau bringen. Ein wundervoller Ort, bei dem einem die beleuchtete Stadt zu Fuessen liegt. Ich schrieb einen kleinen Text und schenkte diesen einem Menschen, der traurig hineinblickte. Danach ging ich zurueck zum Hostal, nahm meinen 'Welcome-Drink' entgegen (einen Ouzo) und legte mich ins Bett. Meine (noch) unbekannten Mitbewohner und ich schliefen bei offenem Fenster und ohne Decke. In der Nacht sind es immer noch locker 20-25 Grad.

Heute Morgen ging ich dann zur Uni um mich einzuschreiben. Dort gab es allerdings die Info, dass dies und andere Dinge erst Mitte Oktober beim 'Orientation-Day' gemacht werden.
Ich haette gern schon jetzt alles erledigt, aber es gibt ja noch genug Dinge abzuhaken. Die 'National and Kapodistrian University of Athens' sieht so imposant aus, wie ich sie mir vorgestellt habe: Marmorstufen und Gelaender, riesige Saeulen und Statuen. Ueber dem Gebaeude thronen Athene und Apollon. Am Nebenhaus begruessen einen Sokrates und sein Schueler Platon. Und immer wieder sieht man kleine Eulen, die hier das Symbol fuer Wissen und Weisheit sind.

Meine Wohnungssuche laeuft jetzt an. Heute schrieb ich ein paar e-Mails an Vermieter, und morgen gehe ich nochmal zur Uni und frage nach einem schwarzen Brett. Vielleicht gibt es noch jemanden, der einen Mitbewohner sucht. Ansonsten mache ich meine eigene WG auf. Das wird alles hinhauen, da mache ich mir keine Sorgen. Ich habe jetzt auch eine griechische Handynummer.

Das groesste Problem ist erwartungsgemaess die Sprache. Ich spreche viel Englisch hier, wenn gleich ich mir Muehe gebe, alles auf Griechisch zu erledigen. Das sieht dann so aus, dass ich mit meinem Woerterbuch vor dem Verkaeufer stehe und versuche, mir in seiner Landessprache etwas zu bestellen. Sie fangen dann an zu schmunzeln und korrigieren mich bei der Aussprache.
Ich glaube, dass sie es aber zu schaetzen wissen, dass ich nicht auf Englisch bestelle. Bisher war jeder sehr aufgeschlossen und gab mir ein wenig Hilfestellung. Letztendlich muss ich bei Rueckfragen immer noch auf mein Englisch zurueckgreifen. Das griechische Alphabet kann ich so langsam dechiffrieren. Endlich kann ich die Infos aus dem jahrelangen Mathe-Unterricht mal sinnvoll einsetzen ;-) Ich freue mich sehr auf den Griechisch-Kurs. Dieser wird mit 3 Tagen a 3 Stunden pro Woche recht intensiv sein. Poli kala!

Bei meinem heutigen Spaziergang durch Athen sah ich faszinierende Ecken dieser Stadt. Ruinen treffen fabelhafte Cafes, Verkehrschaos trifft Ruhe-Oasen mit sattem Gruen, hektische Menschen treffen auf schlafende Hunde. Der Puls dieser Stadt schlaegt schnell, und ich habe das Gefuehl, zur richigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ein wenig Euphorie zu spaeter Stunde.
Ein Auslandssemester ist lang, und es wird sicherlich (und hoffentlich) noch andere Stimmungen geben. Gegenwaertig freue ich mich einfach darauf, so bald wie moeglich neue Menschen zu treffen, mit denen ich dann zusammen diese schoene Stadt entdecken kann. Und auf ein eigenes Zimmer. Ja.

Demnaechst mehr. Andio! Ben

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Schön, dass du gut angekommen bist! Schöne Idee übrigens, das mit dem Blog!

Grüße aus dem (momentan grauen) Deutschland,

Daniel